Kapitel 7 – Jahr 10 bis 20: Tiefenumbau und Normalisierung
In der langfristigen Perspektive (10 bis 20 Jahre nach Beginn) erfolgt der Tiefenumbau der Wirtschaft, der jedoch schon fast unauffällig verläuft, weil die Neuerungen inzwischen normal geworden sind. Die Prinzipien der WT-Logik werden selektiv noch weiter ausgedehnt auf Bereiche, die sich als gemeinwohlrelevant erweisen. Umgekehrt werden sie in Bereichen, wo sie nicht mehr nötig sind, wieder zurückgefahren. Das System ist also dynamisch anpassbar:
Beispielsweise könnten in 15 Jahren viele heute knappe Arbeiten durch Automatisierung erledigt werden (denken wir an Pflege-Roboter oder KI-gestützte Prozesse in der Verwaltung). Wenn dadurch ein Engpass verschwindet, braucht es dort nicht mehr so hohe WT-Anreize – dann könnte der RAB entscheiden, diese Berufsgruppe aus dem WT-System herauszunehmen oder die Faktoren stark zu senken. Dafür könnten neue Felder gemeinwohlrelevant werden, an die wir heute noch gar nicht denken (etwa digitale Bürgerservices, Klimaanpassungsmaßnahmen wie Aufforstung etc.), die man dann neu aufnimmt und mit WT fördert. Flexibilität ist hier das Stichwort: Der Plan ist kein starres Korsett, sondern ein lernendes System.
Der RAB arbeitet nun mit lernenden, öffentlichen Modellen. Man kann sich vorstellen, dass mit den enormen Datenmengen der letzten 10 Jahre (zu Arbeitsangebot, Nachfrage, Outcome in der Gesellschaft) der RAB KI-Modelle einsetzt, die Knappheiten und Ergebniseffekte noch besser prognostizieren. Diese Modelle sind öffentlich einsehbar, damit Vertrauen herrscht. Sie helfen, die Faktoren weiterhin gedeckelt und dynamisch angepasst zu halten. Beispielsweise erkennt man, dass in einer Branche X trotz Automatisierung noch Fachkräftemangel herrscht – dann bleibt der Faktor hoch. In Branche Y hingegen sind genug Leute da – dort kann der Faktor gesenkt werden. All das passiert transparent und mit ständiger Rückkopplung an die realen Verhältnisse.
Die Teilhabe-Dividende (TD) wird in dieser Phase möglicherweise modifiziert, je nach finanzieller Lage des Staates und allgemeinem Wohlstand. Moderate Erhöhungen der TD sind denkbar, falls die Produktivität insgesamt stark gestiegen ist und der Staatshaushalt es zulässt – damit würde der allgemeine Lebensstandard weitergehoben. Oder man entscheidet, Teile der TD zweckzubinden: z.B. einen Anteil als Bildungsgutschein oder Pflegegutschein auszuzahlen, den man nur für Weiterbildung bzw. Pflegeleistungen verwenden kann. Das wäre ein politischer Feinschliff, falls man bestimmte Bereiche gezielt fördern möchte (zum Beispiel jedem Erwachsenen ein jährliches Weiterbildungsbudget als Teil der TD geben, um lebenslanges Lernen zu sichern). Die Kernidee bleibt aber: Jeder hat eine garantierte Teilhabe am gesellschaftlichen Fortschritt, sei es in Form von Geld, Zeitguthaben oder konkreten Leistungen.
Gesamtgesellschaftlich normalisiert sich immer mehr der Gedanke, dass Zeitvergütung (WT) und Eurolohn koexistieren. Es ist so selbstverständlich geworden wie heute die Kombination aus Lohn und Urlaubstagen oder Geld und Essensmarken – niemand stellt es mehr infrage. Die Menschen wissen: Ihre Lebenszeit hat einen Wert, nicht nur wenn ein Markt dafür zahlt, sondern auch wenn sie etwas fürs Gemeinwohl tun. Und der Wohlstand bemisst sich nicht mehr allein in Euros auf dem Konto, sondern auch in frei verfügbaren WT und einer abgesicherten Grundversorgung.
Zudem wird darauf geachtet, dass Luxus- und Besitz-Einkommen (also Einkünfte aus großem Kapital oder Luxusvermietung etc.) systematisch keinen WT-Faktorbonus erhalten. Das heißt, WT fließen wirklich nur für aktive Arbeit fürs Gemeinwohl, nicht für’s Reichsein an sich. Großverdiener, die nur von Kapital leben (Rentiers), haben keine Möglichkeit, über das WT-System noch reicher zu werden – im Gegenteil, ihre Vermögensanhäufung wird ja durch Erbschafts- und Bodenabgaben gedämpft. Vermögenskonzentrationen in der Gesellschaft werden so deutlich geringer als früher, weil über Generationen nicht mehr exponentiell Vermögen vererbt werden kann, ohne dass viel davon an die Allgemeinheit zurückfließt.
Fachkräftelücken in wichtigen Sektoren bleiben dauerhaft geschlossen oder zumindest unter Kontrolle. Es könnte z.B. politisch ein Zielwert definiert werden: Keine systemrelevante Branche (Pflege, Bildung etc.) soll mehr als 3% offene Stellen unbesetzt haben. Falls es doch passiert, greift sofort der Mechanismus des WT-Systems, um gegenzusteuern (Faktoren rauf, gezielte Förderungen etc.). So eine Art Frühwarn- und Haltesystem garantiert, dass Überlastung im Sozialsystem nicht wieder chronisch wird.
Auch soziale Probleme wie Armut und Unzufriedenheit haben sich drastisch reduziert: Gegenüber dem Ausgangszustand vor der Reform ist die Armutsquote halbiert. Das bedeutet, viele ehemals arme Haushalte sind jetzt zumindest untere Mittelschicht, weil sie durch TD und WT-Jobs deutlich mehr Ressourcen haben. Kinderarmut dürfte fast verschwunden sein, da alle Familien eine Grundsicherung und freien Zugang zu Bildung haben. Die Leute erfahren ganz real: Die neuen Strukturen wirken, meine Lebenslage hat sich verbessert.
Kapitel 8 – Governance im Vollbetrieb
Damit das System langfristig akzeptiert bleibt, muss es gut regiert werden. In Kapitel 8 geht es daher um die Governance, also Führung und Kontrolle, im ausgereiften Zustand. Die Legitimation des Systems ruht insbesondere auf Transparenz und Rechenschaftspflicht der Institutionen:
Der Rat für Arbeitsbewertung (RAB) veröffentlicht regelmäßig nachvollziehbare Berichte. Darin steht zum Beispiel, wie die aktuellen Faktoren für verschiedene Berufe festgesetzt wurden, auf Basis welcher Datenquellen (Arbeitsmarktstatistiken, Umfragen, wissenschaftliche Studien etc.) und wo Unsicherheiten bestehen. Wenn es im Rat unterschiedliche Meinungen gab, werden auch Minderheitenvoten dokumentiert – so bleibt sichtbar, dass nichts im Hinterzimmer gemauschelt wird, sondern auch abweichende Auffassungen Gehör finden. Diese Berichte sind in klarer Sprache geschrieben, sodass auch interessierte Bürger sie verstehen können, nicht nur Experten.
Die Clearing- und Emissionsstelle (CES) sorgt ebenfalls für Transparenz, indem sie monatliche Protokolle veröffentlicht. Darin ist z.B. festgehalten, wie der Wechselkurs sich bewegt hat und wo die CES intervenieren musste. Man kann also nachlesen: "Im April hat die CES 50.000 WT zurückgekauft, weil der Kurs zu fallen drohte", oder "Im Oktober wurden zusätzliche WT ausgegeben, weil die Nachfrage stark stieg". Diese Kurs- und Interventionsprotokolle machen das Handeln der CES überprüfbar und verhindern willkürliche Geldpolitik – alles folgt den definierten Regeln und ist offen einsehbar.
Außerdem werden öffentliche Dashboards eingerichtet, auf denen wichtige Kennzahlen (KPI) jederzeit abrufbar sind: Zum Beispiel aktuelle Personaldeckung in Pflegeheimen, durchschnittliche Wartezeiten für Therapien, Einkommensverteilungen, WT-Umlaufmenge, und dergleichen. Solche Daten geben ein stets aktuelles Bild, wie es um Personal, Outcome (Leistungsergebnisse), Verteilungsgerechtigkeit und Geldflüsse steht. Dabei wird streng darauf geachtet, dass personenbezogene Daten geschützt bleiben – die Dashboards zeigen nur aggregierte, anonyme Statistiken.
Um die Unabhängigkeit der tragenden Institutionen zu sichern, gibt es strikte Regeln: Rotationen in den Gremien (wie schon erwähnt, z.B. wechselt ein Teil der RAB-Mitglieder alle paar Jahre), Inkompatibilitäten (Personen, die z.B. im RAB sitzen, dürfen keine hohen Positionen in großen WT-nutzenden Unternehmen haben, um Interessenkonflikte zu vermeiden) und Cooling-off-Perioden (nach Ausscheiden aus RAB oder CES darf man für bestimmte Zeit nicht in eine Branche wechseln, die man vorher reguliert hat, damit man nicht zu soft ist in Erwartung eines späteren Jobs). Diese Mechanismen verhindern, dass sich das System selbst korrumpiert.
Zusätzlich gibt es schwarze Listen und empfindliche Strafen für Trittbrettfahrer: Sollte sich herausstellen, dass einzelne Firmen oder Personen versuchen, das WT-System auszunutzen – z.B. indem sie Leute scheinselbständig anstellen nur um WT abzugreifen, oder falsche Zeiten buchen – kommen sie auf eine Blacklist. Das kann bedeuten, dass sie vom WT-System ausgeschlossen werden (für sie werden keine WT-Transaktionen mehr akzeptiert), oder dass sie erhebliche Strafzahlungen leisten müssen. Dadurch bleibt das System glaubwürdig und genießt Vertrauen in der Bevölkerung.
Im rechtlichen Rahmen wird sichergestellt, dass WT niemals zu einem zweiten spekulativen Finanzmarkt mutieren. Die Gesetze sind glasklar: WT sind persönlich gebunden (man kann sie nicht beliebig übertragen außer für autorisierte Zwecke wie Steuern zahlen oder in gewissen Läden einkaufen), sie sind zinsfrei (man kann nicht auf WT Guthaben Zinsen bekommen, um Reiche nicht noch reicher zu machen fürs Nichtstun), und sie sind nicht beleihbar (man kann sie nicht als Sicherheit für Kredite verwenden oder “leerverkaufen” wie Aktien).
Eine weitere Sicherheitsmaßnahme ist ein 10% Vesting bis Jahresende: Das heißt, von allen WT, die man verdient, werden z.B. 10% erst am Jahresende freigegeben. Damit wird verhindert, dass Leute alle ihre WT sofort ausgeben oder aufkaufen – es dämpft kurzfristige Schwankungen, weil ein kleiner Teil stets „feststeckt“ bis Jahresende. Das ist ein bisschen vergleichbar mit einer jährlichen Sparkomponente, die man aber sicher bekommt – nur etwas verzögert. Und schließlich gibt es Einlöseobergrenzen: Man kann pro Jahr nur bis zu einem gewissen Betrag an WT in Euro umwandeln oder an Dritte übertragen. Damit wird verhindert, dass einzelne Akteure massenhaft WT aufkaufen (zum Beispiel könnte sonst ein Großinvestor versuchen, alle WT billig zu kaufen und dann damit Land oder Macht zu erwerben – das wird unterbunden). All diese Regeln zusammen halten den WT-Sektor stabil, gemeinwohlorientiert und frei von Finanzspekulation.
Kapitel 9 – Fiskalische Einordnung und Stabilisierung
Ein zentrales Thema ist: Wie verkraftet der Staatshaushalt und die Volkswirtschaft das Ganze? Kapitel 9 beleuchtet die fiskalische Einordnung – also die Rolle der öffentlichen Finanzen – und wie das System finanziell stabil bleibt.
Zunächst wichtig: WT schaffen durch Staatsakzeptanz Wert, ohne dass neue Euros gedruckt werden. In klassischer Geldpolitik würde man mehr Geld drucken, um Ausgaben zu finanzieren, was Inflation treiben kann. Hier hingegen sagt der Staat: Wir erkennen Wert an, der durchArbeitgeschaffen wird. Wenn jemand 100 WT erarbeitet, wurde ja real eine Arbeitsleistung erbracht – die Gesellschaft hat mehr Pflegestunden, mehr Unterricht, mehr Umweltschutz bekommen. Der Staat honoriert das, indem er diesen WT Arbeitswert wie Geld annimmt. Aber er hat dafür keine neuen Euros ausgegeben (die WT wurden über Arbeit “geschöpft”). Somit erhöht sich der Güter- und Dienstleistungsoutput (mehr Dinge werden getan), ohne dass die Euro-Geldmenge gleichermaßen steigt – das ist grundsätzlich mal kein inflationärer Prozess, sondern ein wertgedeckter Prozess.
Die fiskalische Tragfähigkeit – also ob der Staat sich das leisten kann – basiert auf drei Quellen:
- Umschichtung bestehender Ausgaben: Der Staat spart Geld ein, indem schädliche Subventionen abgebaut werden. Gerade klimaschädliche Subventionen (z.B. Dieselprivileg, Kohleförderung, klimaschädliche Industrie-Subventionen) werden gestrichen, weil sie der Allgemeinheit mehr schaden als nutzen. Das frei werdende Geld wird in das neue System umgeleitet (für TD, WT-Projekte etc.). Auch ineffiziente Ausgaben kann man identifizieren und umlenken. Hierdurch entsteht schon ein Finanzierungsspielraum im Milliardenbereich, ohne neue Schulden.
- Stopfen von Steuerschlupflöchern und neue Lenkungsabgaben: Wie in Kapitel 4 und 5 erwähnt, schließen wir z.B. Steuertricks für Konzerne und sehr Reiche. Dadurch fließen mehr normale Steuern. Zusätzlich bringen neue Abgaben auf Luxus-CO₂-Ausstoß, Finanztransaktionen, etc. Geld in die Kasse. Diese zusätzlichen Einnahmen finanzieren einen großen Teil der TD und der öffentlichen WT-Ausgaben. Man könnte sagen: Das Geld ist ja in der Gesellschaft vorhanden – es war nur ungleich verteilt. Jetzt wird es über Steuern und Abgaben so eingesammelt, dass Gemeinwohlaufgaben bezahlt werden können.
- Kein Verlust durch WT-Anteil: Wenn der Staat 10% oder 20% seiner Einnahmen in WT zulässt, könnte man denken, ihm fehlen Euros. Aber das Konzept ist so gestrickt, dass WT-Nutzung an Stelle von Euro bei Steuern/Gebühren die Euro-Kassen nicht unterläuft. Warum? Weil das Wechselkursband und die begrenzte Akzeptanzquote (z.B. max. 20%) dafür sorgen, dass der Wert kalkulierbar bleibt. Beispiel: Wenn 20% in WT gezahlt werden dürfen und der Kursband-Mittelwert 15 €/WT ist, dann entspricht jeder angenommene WT faktisch 15 € Wert. Der Staat plant sein Budget also mit dem festen Wissen, dass er 20% weniger Euro einnimmt, aber dafür entsprechend Wert in WT, den er wiederum ausgeben kann (für Personal, für Rechnungen etc.). Da der Staat selbst WT nutzt (für Gehälter und Projekte), ist es kein Verlustgeschäft, sondern es verlagert nur einen Teil der Transaktionen in die neue Währung. Inflationsrisiken durch diese teilweise Ablösung werden zudem minimiert, weil das Volumen ja gedeckelt ist. Und wichtig: Da der Staat das Band hält, kann er im Zweifel immer steuern, dass ihm nicht "zu viel" WT entgegengenommen werden. Er hält praktisch die Fäden in der Hand, wie viel WT er akzeptiert, damit sein Haushalt aufgeht.
Zusätzlich werden Inflationsrisiken ständig im Blick behalten: Durch das Wechselkursband, die Faktorobergrenzen und die stufenweise Erweiterung auf Sektoren wird große Inflation unwahrscheinlich. Der Grund: Wenn z.B. zu viele WT im Umlauf wären und Leute versuchen würden, damit alles Mögliche zu kaufen (Nachfrageüberhang), würde man es daran sehen, dass der WT-Kurs droht zu fallen (WT entwerten sich) – dann greift die CES ein und korrigiert. Oder wenn überall Löhne explodieren, merkt es der RAB und senkt Faktoren. Sollte also irgendwo eine Überhitzung drohen (sei es Preise oder Löhne), gibt es Stellschrauben: Der RAB kann temporär Faktoren senken (also etwas auf die Bremse treten in der WT-Schöpfung) oder die CES kann das Wechselkursband defensiver setzen (z.B. enger oder auf niedrigerem Niveau, sodass WT nicht zu wertvoll werden im Vergleich zum Euro, was sonst Inflation treiben könnte, wenn alle WT statt Euro haben wollen).
Kurzum: Das System hat eingebaute Stabilisatoren, damit es finanziell nachhaltig bleibt. Der Staat übernimmt Verantwortung dafür, dass es nicht außer Kontrolle gerät, und hat zugleich Mechanismen geschaffen, es sich leisten zu können, indem er sich neue Einnahmenquellen erschlossen hat und Ausgaben umschichtet.
Kapitel 10 – Risiken und Korrekturmechanismen
Kein System ist perfekt – deshalb wurden von Anfang an Risiken identifiziert und Gegenmaßnahmen geplant. Drei zentrale Risiken stehen im Fokus:
Risiko 1: Verdrängung im Euro-Sektor.
Man könnte befürchten, dass der neue WT-Sektor dem normalen Euro-Arbeitsmarkt Arbeitskräfte wegzieht. Wenn plötzlich Pflegekräfte viel besser gestellt sind, wollen dann nicht alle Leute dorthin und andere Branchen leiden unter Personalmangel? Oder verlassen Leute ihre normalen Jobs, um lieber im WT-Bereich abzusahnen?
Antwort: Das wird durch mehrere Leitplanken verhindert: - Harte Deckel für WT-Faktoren und Staatsakzeptanz: Es gibt Obergrenzen (z.B. maximal 20% Steuer in WT), sodass WT nie den kompletten Euro verdrängen, sondern ergänzen. - Berufsmix-Pflicht: Unternehmen müssen eine Mischung an Tätigkeiten erhalten, wie schon beschrieben, damit nicht 100% der Leute nur noch das tun, was WT bringt. - Enges Wechselkursband: Dadurch bleibt der Anreiz begrenzt – WT sind wertvoll, aber man kann sie nicht endlos in Euro wechseln. Wer nur auf WT setzt, hat immer noch Grenzen, was er dafür bekommen kann. - Graduelle Sektorausdehnung: Wir haben das System schrittweise ausgerollt. Das heißt, es konnten sich keine abrupten Verwerfungen ergeben; man hat jederzeit gemerkt, wenn irgendwo Engpässe drohten, und konnte gegensteuern. Der Euro-Sektor hatte Jahre Zeit, sich parallel anzupassen.
Risiko 2: Verwaltungsüberlastung.
Ein anderes Risiko: Das alles klingt sehr komplex – droht ein Bürokratiemonster, das die Behörden und Unternehmen überfordert? Die Angst: zig neue Formulare, Kontrollen, Ämter – schafft man das überhaupt, administrativ?
Antwort: Der Plan setzt bewusst auf minimale Invasivität und vorhandene Technik: - Es wird eine einfache digitale Zeiterfassung genutzt, etwa per App oder Terminal, die direkt mit der CES verbunden ist. Für Arbeitgeber bedeutet das kaum mehr Aufwand als eine moderne Stechuhr, für Arbeitnehmer ist es simpel wie das Ein- und Ausstempeln. - Standardisierte Audits: Die Kontrollen erfolgen nach Schema F, mit digitalen Prüfroutinen, sodass nicht Heerscharen von Bürokraten nötig sind. Vieles kann automatisiert geprüft werden (z.B. auffällige Muster bei WT-Buchungen flaggen Computer). - Stufenweiser Roll-out: Weil wir nicht alles gleichzeitig eingeführt haben, konnte die Verwaltung nach und nach Kapazitäten aufbauen. Erst ein paar Regionen, dann der Kernbereich, dann mehr Sektoren... zu jedem Zeitpunkt war es machbar, weil die Lernkurve graduell war. Die Behörden konnten Personal schulen und Abläufe etablieren, bevor der nächste Schritt kam.
Risiko 3: Politische Vereinnahmung.
Ein langfristiges Risiko: Was, wenn eines Tages eine Regierung oder bestimmte Politiker das WT-System für eigene Zwecke missbrauchen wollen? Zum Beispiel könnten populistische Kräfte versuchen, die RAB-Entscheidungen zu manipulieren oder WT zu drucken für Wahlgeschenke.
Antwort: Hierfür wurden institutionelle Sicherungen eingebaut: - Unabhängigkeit von RAB und CES: Diese Organe sind ähnlich wie eine Notenbank oder Justiz unabhängig von tagespolitischen Weisungen. Ihre Mitglieder werden auf fachliche Weise bestimmt, nicht durch Parteinähe. - Öffentliche Protokolle: Weil alles transparent ist (Berichte, Dashboards), würde es sofort auffallen, wenn jemand unplausible Änderungen durchdrückt. Die Öffentlichkeit, Medien und Opposition könnten Alarm schlagen. - Rotationen und Konfliktregeln: Die ständigen Wechsel im Personal und klare Regeln gegen Interessenkonflikte (z.B. kein Politiker darf gleichzeitig im RAB sitzen, keine CES-Leitung darf Parteiposten innehaben) machen es schwer, die Institutionen zu kapern. - Sollte dennoch jemand versuchen einzugreifen, gäbe es zudem eine starke rechtliche Absicherung: z.B. Verankerung wichtiger Prinzipien im Grundgesetz oder EU-Recht, sodass nicht mal eine einfache Parlamentsmehrheit das System kippen kann, ohne große Hürden zu überwinden.
Durch diese Antworten auf die Risiken ist das System widerstandsfähig gegen die größten Gefahren: Es verzerrt nicht den restlichen Arbeitsmarkt, ersäuft nicht in Bürokratie und bleibt vor Machtmissbrauch geschützt.