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Ungerechtigkeit & Faschismus!

Der Text erklärt, wie reale oder gefühlte Ungerechtigkeit in Verbindung mit nationalistischen Erzählungen eine Kette aus Empörung, Sündenbocksuche und letztlich faschistischen Mustern auslöst.

Patrick 🥦 omega2k

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Eine Analyse des Threads vom 21. Sep. 2025 um 12:59 Uhr

Ungerechtigkeit und Faschismus

Der Kern des Threads ist eine kleine, aber ziemlich dichte Kausalformel: Wenn sich reale oder empfundene Ungerechtigkeit mit einem nationalistischen Deutungsrahmen verbindet, entsteht erst Empörung, dann das Bedürfnis nach einfachen Erklärungen und damit nach Sündenböcken – und genau aus dieser Dynamik wächst faschistisches Verhalten. Die Aussage zielt also weniger auf „Faschismus“ als fertige Ideologie, sondern auf Faschismus als Funktionsweise: nicht zuerst ein theoretisches Programm, sondern eine gesellschaftliche Reaktionskette, die sich immer wieder herstellen lässt, sobald die Ausgangsbedingungen stimmen. Faschismus erscheint dann nicht mehr als historischer Sonderfall der 1930er Jahre, sondern als reproduzierbares Muster, das dort andockt, wo Menschen sich benachteiligt, beschämt oder an den Rand gedrängt fühlen und zugleich erzählt bekommen, dass ihre „eigene“ Nation, Kultur oder Gruppe etwas „Eigentliches“ sei, das andere ihnen wegnehmen.

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„Ungerechtigkeit“ meint dabei nicht nur Armut, sondern auch krasse Vermögens- und Machtkonzentration, ungleiche Chancen, gefühlte Doppelmoral von Eliten oder ein politisches System, das Probleme sichtbar nicht löst. Solche Lagen produzieren ein Reservoir an gerechtem Zorn. Nationalismus liefert dem Zorn dann die Richtung: Er sagt, wer „wir“ sind und wer nicht dazugehört. Aus der Empörung wird so eine identitär aufgeladene Empörung. In diesem Moment wird die Suche nach Ursachen psychologisch unbequem, weil sie eigentlich strukturelle Antworten verlangen würde – Steuersysteme, Arbeitsmärkte, Bildung, internationale Abhängigkeiten. Stattdessen ist es viel leichter, die Energie auf erreichbare Gruppen zu verschieben: Migrantinnen, religiöse Minderheiten, „die da oben“, Medien, Intellektuelle. Diese Gruppen werden zu Sündenböcken gemacht, nicht weil sie tatsächlich Ursache der Ungerechtigkeit wären, sondern weil sie das Ventil für die angestaute Energie abgeben. Genau das beschreibt auch die politikwissenschaftliche Faschismusforschung: ein Kult der Einheit, Stärke und Reinheit, genährt von einer Erzählung des eigenen Niedergangs, die dann „Säuberung“ und Gewalt rechtfertigt.

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Wenn man das so versteht, liegt die Lösung nicht darin, Faschismus nur moralisch zu verurteilen oder ihn als „böse Idee“ zu entlarven. Man muss die Bedingungen angreifen, die die Kette überhaupt erst auslösen. Der erste Hebel ist die Verringerung realer Ungleichheit und sozialer Verwundbarkeit. Wo Menschen sehen, dass Arbeit, Leistung und Teilhabe ihnen tatsächlich etwas einbringen, sinkt die Attraktivität von Erzählungen, die anderen die Schuld geben. Die Demokratieforschung formuliert das schlicht: mehr Verteilungsgerechtigkeit erhöht die Zufriedenheit mit der Demokratie, besonders bei den Gruppen, die sonst abdriften.

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Der vierte Hebel ist Aufklärung über Sündenbockmechanismen selbst. Wenn öffentlich wieder und wieder erklärt wird, dass die Formel Ungerechtigkeit plus nationalistischer Rahmen Sündenböcke erzeugt, dann können Menschen sie bei politischen Akteurinnen schneller erkennen. Das macht die Kette nicht unmöglich, aber es macht sie teurer für diejenigen, die sie auslösen wollen.

Eine praktikable Gesamtstrategie lässt sich daraus ableiten: soziale und ökonomische Ungerechtigkeiten sichtbar abbauen, eine inklusive Erzählung von Zugehörigkeit stärken, Beteiligung so erweitern, dass Empörung Adressaten findet, und propagandistische Sündenbockangebote früh entlarven. Wer das tut, bekämpft nicht erst den fertigen Faschismus am Ende der Kette, sondern nimmt ihm am Anfang den Brennstoff. Genau das ist die implizite Pointe des Threads: Faschismus ist weniger eine fixe Idee, die man „verbietet“, sondern ein wiederkehrender Aggregatzustand einer Gesellschaft – und Zustände ändert man, indem man ihre Parameter ändert.

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Original-Thread auf Twixxer https://x.com/xn__2k_dcc/status/1969537047112057286

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